Mit der Rede zur Gedenkfeier im Friedwald Waldenburg anlässlich Allerheiligen,…
Stille Beisetzung – Abschied ohne Worte – „Trostlose“ Trauerfeier
Immer häufiger werden sogenannte stille Beisetzungen durchgeführt. Ein Abschied ohne Worte. Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Mir fehlt vor allem der Trost in einer solchen Feier. Ich gehe in meinem Artikel auch auf die Bedeutung der Trauerrede in der Trauerbewältigung ein.
Stille Beisetzung – Trostloser Abschied
Der Gang auf den Friedhof ist schwer. Am liebsten würde man sich von allem fern halten, was mit Trauer und Tod zusammenhängt. Doch keiner von uns bleibt von diesen Erfahrungen verschont. Man will das wirklich so schnell wie möglich hinter sich haben und dann gleich mit dem Leben weitermachen. Am Besten keine Worte… Das klingt im ersten Moment logisch, doch so einfach funktioniert das nicht. Die Trauerfeier, die Rede und alles, was damit zusammen einhergeht sind sehr wichtig für die eigene Trauerbewältigung.
Eine Funktion der Rede ist der Trost – deshalb die doch etwas provokante Überschrift. Woher soll in diesem Moment der Trost kommen, wenn nicht mit Worten und Gesten. Die Erinnerung kann trösten – sicher sie tut auch weh, aber genau diesen Schmerz müssen wir erst einmal ertragen, damit es leichter wird.
Welchen Sinn hat eine Trauerrede?
Zum einen ist es eine Würdigung des Lebens, eine Würdigung für den Verstorbenen. Aber die Trauerfeier ist hauptsächlich für die Lebenden bestimmt. Es ist wichtig, dass wir den Verlust fassen können, dass er für die Hinterbliebenen wahr wird. Die Bewältigung und Auseinandersetzung beginnt schon beim Trauergespräch. Zu diesem Termin erinnert sich die Familie an den Verstorbenen. Es werden Geschichten erzählt, es wird in Erinnerungen gekramt. Oft sagen mir die Angehörigen hinterher: „Das Gespräch hat uns jetzt sehr gut getan!“
Innerlich schmunzle ich dann, denn genau das ist eines der Ziele des Trauergespräches. In der Trauerfeier selbst male ich mit Worten Bilder im Kopf. Ich versuche die Trauergäste geistig in die schönen Momente hinein zu versetzen, die sie zusammen mit dem Verstorbenen erlebt haben. Manchmal kann ich sehen, wie die Worte zu Bildern werden, wenn ein Lächeln über das Gesicht huscht. So wird der Abschied leichter, begreifbar. Auch der Abschied an der Grabstelle gehört für mich dazu – ein paar letzte Wort vor der Beisetzung des Sarges oder der Urne. Ich bin nicht der Pfarrer – Erde zu Erde wird man von mir nicht hören. Ich wähle für diesen Moment immer wunderschöne Lyrik aus, die auch zum Menschen passt.
Das meiste von dem, was ich hier beschreibe, kann eine stille Beisetzung eben gerade nicht leisten – dennoch hat sie ihre Berechtigung. Zum einen aus Kostengründen – zum anderen gibt es kaum noch Hinterbliebene.
Bevor Sie sich für eine stille Beisetzung entscheiden, überlegen Sie noch einmal, ob dies die richtige Form ist, dem Menschen, der gegangen ist gerecht zu werden. Überlegen Sie auch, ob es für Sie eine „schöne“ Vorstellung ist 15 Minuten in einem Raum zu sitzen und eine Urne anzuschauen oder ob es nicht vielleicht doch schöner wäre, sich mit Hilfe eines Redners an einen verstorbenen Menschen zu erinnern.