Mit der Rede zur Gedenkfeier im Friedwald Waldenburg anlässlich Allerheiligen,…
Trauerredner sind keine Ritualdesigner
Trauerredner*innen werden in bestimmten Kreisen gerne als „Ritualdesigner“ bezeichnet. Diese Bezeichnung spiegelt jedoch meist die Unwissenheit desjenigen wider, der diesen Begriff gebraucht. Trauerreden haben eine lange Tradition und im Prinzip überhaupt nichts mit Ritualdesign zu tun.
Trauerreden – Warum sie gehalten werden.
Jeder Mensch braucht, um einen Verlust verarbeiten zu können, eine Möglichkeit einen Abschluss zu schaffen. Ohne diesen Abschluss ist ein Neubeginn nicht möglich. Die Trauerfeier schafft bei den Hinterbliebenen das Bewusstsein, dass der Mensch nicht mehr da ist. Sie ermöglicht ein Loslassen aber auch ein Erinnern. Wichtiger Bestandteil einer weltlichen Trauerfeier ist die Trauerrede. Im Gegensatz zur kirchlichen Trauerfeier widmet sie sich ausschließlich dem Menschen, der gestorben ist. Ritualdesigner wären hier fehl am Platz.
Wovon die Trauerrede erzählt
Professionelle TrauerrednerInnen haben immer ihren ganz eigenen Ansatz, wie die Trauerrede gehalten wird und aufgebaut sein sollte. Prinzipiell sind die meisten Redeansätze humanistischer Natur. Der Redner / die Rednerin sprechen u. a. über allgemeines zu Leben und Tod, vielleicht auch zum Umgang mit dem Verlust und der Trauer. Sie reden aber auch vom Leben, von den Beziehungen zu Anderen und über die Stärken und Schwächen des / der Verstorbenen. Jeder Mensch ist einzigartig und genauso einzigartig sollten die Reden selbst sein.
Frei nach Gertrude Stein: Ein Redner ist ein Redner, ist ein Redner, ist ein Redner… und eben kein Ritualdesigner.
In einer weltlichen Trauerrede werden Sie sicher weltanschauliche und philosophische Ideen finden – der Glaube selbst und Religion haben darin jedoch in den seltensten Fällen einen Platz.
Warum Ritualdesigner?
In bestimmten Kreisen und Regionen werden weltliche Trauerredner immer noch mit Argwohn betrachtet. Gerade Pastoren sehen sie als Konkurrenz zur Kirche. Aus dieser Richtung kommt wohl auch die abschätzige Bezeichnung Ritaldesigner. Meist wird jedoch einfach nicht verstanden, welche Funktion ein Trauerredner einnimmt. Er ist nicht der Ersatz für den Pastor oder den Priester. Er ist zum einen der Leiter der Trauerfeier und führt die Angehörigen durch die Zeremonie. Er spendet mit seiner
Arbeit und seinen Worten Trost und erinnert an das Leben. Die Würde des / der Verstorbenen spielt immer eine große Rolle bei unserer Arbeit. Dass den Glaubensgemeinschaften vielfach die „Schäfchen“ davon laufen liegt nicht in der Arbeit der RednerInnen begründet, sondern in dem, wie sich Kirche gibt und präsentiert.
Ich selbst habe kirchliche Trauerfeiern erlebt, bei denen ich nicht ein persönliches Wort gehört habe. Hätte der Priester den Namen nicht gesagt, hätte der Gottesdienst für jeden sein können.
Rituale spielen in einer weltlichen Rede indes schon auch eine Rolle. So kann für den Verstorbenen eine Gedenkkerze angezündet werden, gelegentlich wird mit Fingerfarben der Sarg bemalt oder man lässt am Grab Luftballons steigen. Solche Rituale werden in meiner Region jedoch meist von den Bestattern angeboten oder von den Angehörigen gewünscht. Ich selbst gehöre zu den Rednern, die gerne auf Rituale verzichten und mit Worten und der Sprache Bilder entstehen lassen.
Mein Hauptaugenmerk liegt immer auf der Dankbarkeit für die gemeinsam verbrachte Zeit und für das, was der Menssch hinterlässt und den Menschen, die er berührte, mitgegeben hat.